Neben Magersucht gibt es weitere Essstörungen, die auftreten können und ernst genommen werden sollten. Charakteristisch für Bulimie und die Binge-Eating-Störung sind Essattacken. Während bei Bulimie alles versucht wird, um die Kalorienzufuhr rückgängig zu machen, sind Menschen mit einer Binge-Eating-Störung meist übergewichtig, da sie die Kalorien bei sich behalten und nicht versuchen, diese abzubauen.
Bei Bulimie kommt es zu Essattacken, bei denen sehr viel Nahrung und Kalorien aufgenommen werden. Danach erbrechen die Betroffenen die aufgenommene Nahrung wieder oder versuchen, durch exzessiven Sport oder die Einnahme von Abführmitteln die Kalorien wieder loszuwerden. Bei den Betroffenen kreisen die Gedanken ständig um das Thema Gewicht und Essen. Die Betroffenen haben große Angst davor zuzunehmen.Von Bulimie spricht man, wenn Essattacken zweimal in der Woche über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten auftreten.
Wie bei Magersucht sind auch von Bulimie vorwiegend Mädchen betroffen, meist in einem Alter zwischen 18 und 20 Jahren. Eines der Grundprobleme bei Magersucht, dass die Betroffenen die Erkrankung nicht anerkennen und ihr Verhalten als normal empfinden, ist bei Bulimie häufig nicht vorhanden. Viele von Bulimie Betroffene sind sich darüber bewusst, dass ihr Verhalten krankhaft ist. Dadurch entstehen häufig Schuldgefühle, Selbsthass und Depressionen.
Bei der Binge-Eating-Störung kommt es ebenfalls zu Essattacken, wie bei der Bulimie. Diese werden aber nicht kompensiert, z. B. durch Sport oder Erbrechen. Übergewicht ist daher eine häufige Folge der Binge-Eating-Störung.
Eine Essattacke definiert sich durch ihre Unverhältnismäßigkeit. Bei einer solchen Attacke wird innerhalb kurzer Zeit eine große Menge an Nahrungsmitteln verzehrt. Betroffene verlieren die Kontrolle über Art und Menge der Nahrungsmittel, die sie essen. Man spricht von einer Binge-Eating-Störung, wenn die Essanfälle über mindestens sechs Monate mindestens zweimal die Woche auftreten. Betroffene essen oft sehr schnell, bis hin zu einem unangenehmen Völlegefühl, ohne dabei auf Hunger- oder Sättigungsgefühle zu achten. Die Erkrankten schämen sich für ihre Essattacken und verheimlichen diese daher. Nach den Anfällen kommt es in der Regel zu Gefühlen von Ekel und Schuld.
Auch wenn nicht alle Kriterien für eine der genannten Erkrankungen erfüllt sind, kann es sich um eine Essstörung handeln. Wenn regelmäßig Essattacken auftreten, aber weniger als zweimal die Woche, ist das Verhalten zwar nicht eindeutig als Binge-Eating-Störung definiert, es handelt sich aber trotzdem nicht um ein gesundes Essverhalten.
Auch anderes auffälliges Essverhalten sollte beobachtet werden. Kommen weitere Faktoren hinzu, kann sich vielleicht eine Essstörung entwickeln. Selbst wenn also nicht alle Symptome zutreffen, sollte man sich mit dem eigenen Essverhalten unwohl fühlen oder bei Angehörigen auffällige Anzeichen entdecken, ist es ratsam, Hilfe bei Beratungsstellen oder beim Hausarzt zu suchen.
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Miriam Schaum